Die politische und geldpolitische Unsicherheit erschüttert risikobehaftete Anlagen. Angesichts der Volatilität zeigen Hochzinsanleihen (High Yield Bonds) eine uneinheitliche, aber dennoch bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit.

Dies ist ein besonders interessanter Zeitpunkt, um den makroökonomischen Kontext und die High-Yield-Märkte zu analysieren: Wir haben die 100-Tage-Marke der Trump-Präsidentschaft erreicht (nur noch 1.361 Tage!), einen Monat nach Beginn des Handelskriegs und zwei Monate vor dem Ende der „Pause“ bei den von den USA weltweit verhängten Zöllen.

Bevor wir die aktuelle Situation einordnen, ist es wichtig, die Dynamik der High-Yield-Märkte im sehr volatilen Monat April zu betrachten: Welche Auswirkungen hatte der Liberation Day auf die High-Yield-Märkte?

Begrenztes Repricing bei High Yield im Vergleich zu Aktienmärkten

Im April (Liberation Month?) verzeichneten die High-Yield-Märkte einen Rückgang von etwa -3 %, während die Aktienmärkte um etwa -12 % fielen. Das ergibt ein Beta von High Yield gegenüber Aktien von etwa 25 %. Diese Sensitivität ist höher als der Durchschnitt der letzten zwei Jahre (10 %), eine Periode mit geringer Volatilität – insbesondere ohne echte Korrektur im Jahr 2024. Dennoch bleibt sie relativ niedrig, was die „weniger riskante“ Natur von High-Yield-Anlagen im Vergleich zu Aktien unterstreicht.

Quelle: Mandarine Gestion, Zeitraum vom 31.03.2025 bis 28.04.2025. Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.

Warum reagiert High Yield weniger empfindlich auf das Risiko eines Handelskriegs als Aktien?

High-Yield-Anleihen gelten aus zwei Hauptgründen als weniger riskant als Aktien. Erstens haben Gläubiger im Fall einer Liquidation, Insolvenz oder eines anderen Kreditausfalls Vorrang gegenüber Aktionären. Zweitens müssen zur Rückzahlung von Zinsen oder Kapital keine Gewinne erzielt werden, sondern lediglich Cashflows – was viele Unternehmen leisten, auch wenn sie wenig oder keine Gewinne erwirtschaften.

Ein weiterer konjunktureller Faktor spricht für High Yield: Unternehmen, die seit zwei Quartalen wissen, dass ein Zollrisiko droht (siehe die Warnungen bezüglich Mexiko und Kanada im Januar und Februar), haben ihre Investitionen reduziert, Ausgaben verschoben und ihre Liquidität gestärkt, je näher die Risikoperiode rückte. High-Yield-Unternehmen haben also zuletzt ihre Kreditqualität verbessert.

Wie ist der Ausblick für High Yield nach einem Monat Handelskrieg?

Hier lohnt sich ein Blick auf das aktuelle Renditeniveau, im Vergleich zu den Niveaus vor der Korrektur, den risikofreien Zinssätzen und den sogenannten „fairen Renditen“ – also jenen, die Ausfall- und Rückgewinnungsraten in den kommenden Quartalen angemessen kompensieren.

Zum 28. April lagen die Renditen auf den High-Yield-Märkten wie folgt:

Euro HY: 5,62 % gegenüber 5 % vor der Korrektur
US HY: 7,55 % gegenüber 7 % vor der Korrektur

Bei den risikofreien Zinssätzen sehen die Zahlen so aus:

5-jährige Bundesanleihen: 2,05 % gegenüber 2,15 % vor der Korrektur
5-jährige US-Staatsanleihen: 3,84 % gegenüber 4 % vor der Korrektur

Dies entspricht einem Anstieg der High-Yield-Renditen um etwa 0,50 %, während die Referenzzinsen gesunken sind – ein eindeutiger Hinweis auf eine gestiegene Risikoprämie, die High-Yield-Anlagen derzeit attraktiver macht.

Wie lässt sich der potenzielle Einfluss des Handelskriegs auf High Yield einordnen?

Diese Phase der Unsicherheit dürfte andauern und zwei gegensätzliche Auswirkungen haben: Einerseits eine Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität, die die Fundamentaldaten von High-Yield-Unternehmen verschlechtert; andererseits ein sehr vorsichtiges und abwartendes Verhalten des Managements, das durch steigende Cashflows die Kreditqualität stärkt. Dies äußert sich in Form von gestrichenen oder verschobenen Investitionen, einem Lagerabbau – also sinkendem Working Capital – und einer klaren Priorisierung von Schuldenabbau gegenüber Dividenden und Aktienrückkäufen. Fazit: Die Auswirkungen auf High Yield sind insgesamt gemischt, doch der Anstieg der Risikoprämie macht diese Anlageklasse aktuell attraktiver.

Fertiggestellt am 29.04.2025

High-Yield-Märkte nach hundert Tagen auf dem Prüfstand

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