2022 war ein schwieriges Jahr für die europäischen Aktien. Gründe für ihre Abwärtsbewegung waren die makroökonomischen Unwägbarkeiten in Verbindung mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine aber auch die Covid-Beschränkungen in China und die geldpolitischen Straffungen seitens der Zentralbanken. Kostensteigerungen und die angespannte Situation bei den Beschaffungsketten lasteten auf den Margen der Unternehmen.

Im zweiten Halbjahr 2022 überraschten die makroökonomischen Daten in Europa und China jedoch im positiven Sinne (Anstieg des CESI-Indikators Citi Economic Surprise, siehe nachfolgende Grafik). Auch der Inflationsdruck schien nachzulassen.

Wie ist die Lage der Unternehmen zu Beginn des Jahres 2023?

1. Das Thema Inflation ist noch immer aktuell, aber bei den Unternehmen zeigen sich leichte Unterschiede:

Die Preise für bestimmte Rohstoffe geben nach (Stahl). Dasselbe gilt für die Frachtpreise (die Preise für die Seefracht sanken 2022 um 78 Prozent und die für die Luftfracht um 35 Prozent) und für die Energiepreise (der Preis für TTF-Gas fiel von mehr als 300 Euro im August 2022 auf rund 60 Euro im Januar 2023).
Im Gegensatz dazu steigen die Gehälter im Schnitt um 4 bis 5 Prozent und je nach Region sogar um mehr.
Wir beobachten daher sehr genau, wie die Unternehmen aufgestellt sind, um von der kurzfristigen Senkung der Energiepreise zu profitieren. Außerdem achten wir auf ihre Fähigkeit, Preisanstiege weiterzugeben. So dürfte z. B. der Umsatz des Textilreinigungsspezialisten Elis im Jahr 2023 um mehr als 10 Prozent steigen. 8 Prozent gehen vermutlich auf Preiseffekte zurück. Dies könnte dem Unternehmen eine Steigerung seiner Margen ermöglichen, nachdem 2022 ein leichter Rückgang erwartet wurde.

2. Die Öffnung Chinas wirkt sich ebenfalls auf den gesamten Handel aus: Auch wenn neuerliche Fabrikschließungen und angespannte Beschaffungsketten kurzfristig zu Volatilität führen, handelt es sich mittelfristig um eine gute Nachricht, die den Luxuswerten (Moncler, Remy Cointreau) zugutekommen könnte.

Allgemein besteht der Eindruck, dass sich die seit Ende des dritten Quartals 2022 beobachteten Trends fortsetzen.

Die Geschäftsführer der Unternehmen können die Entwicklungen nur begrenzt vorhersehen. Angesichts weiterhin steigender Preise im Jahr 2023 sind insbesondere das Verbraucherverhalten aber auch die Entwicklung der Volumen schwer einschätzbar. Das Sinken der Energiepreise und die Öffnung Chinas sind dennoch gute Nachrichten.

Zwar haben die kleinen und mittleren europäischen Werte 2022 besonders gelitten und erlebten ein Jahr der Underperformance gegenüber den großen Werten, aber im Vergleich zu ihrem historischen Mittel sind ihre Bewertungen heute attraktiv. Wir meinen, dass sich die Geschäftsführer der Unternehmen an dieses komplexe Umfeld anzupassen wissen. Sollte das Gespenst der Rezession langsam verblassen, könnte sich das Umfeld als vorteilhaft erweisen.

Makro versus Mikro

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